Themendienst: Personalmangel Nahverkehr

Reduzierte Fahrpläne der Eurobahn: Spiegelbild des Personalmangels im Nahverkehr

Information für Presse und Medien (Stand: 11.4.2024)

Seit dem Ende der Osterferien sind im Gebiet des Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) weniger Züge der Eurobahn unterwegs. Krankheitsbedingte Ausfälle und ein allgemeiner Mangel an Fachkräften in der Branche haben dazu geführt, dass es schlichtweg an Personal fehlt, um einen vollumfänglichen Betrieb zuverlässig aufrechtzuerhalten. Ein zunehmendes Problem, das die Eurobahn nicht allein betrifft, sondern die deutschlandweite Personalsituation im gesamten Nahverkehr widerspiegelt: Es fehlen Fachkräfte. Im Schienenpersonennahverkehr gibt es bis Ende 2024 allein in Nordrhein-Westfalen eine Lücke von rund 500 Mitarbeitenden in verschiedenen Berufsfeldern. In den nächsten Jahren gehen zudem mehr als 600 Triebfahrzeugführer in den Ruhestand. Damit steht die Branche vor einer enormen Herausforderung.

Geplante Reduzierung für stabilen Betrieb

Bewusst reduzierte Fahrpläne sind eine wirksame Option, um das Gesamtsystem Nahverkehr zu stabilisieren und vor allem für Reisende planbar zu machen. Ein Konzept wie das der Eurobahn im NWL ist das Ergebnis intensiver Abwägungen aller zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Grundsätzlich gilt es, den laufenden Betrieb so stabil wie möglich zu halten – im Sinne der Fahrgäste, der Mitarbeiter und des komplexen Systems Bahn. Denn fallen einzelne Züge aus, weil die Personaldecke zu dünn ist, hat das gravierende Folgen: Es kommt zu unvorhersehbaren Ausfällen und Verspätungen, die einen negativen Dominoeffekt auf andere Linien im Schienennetz haben. Zudem können Fahrgäste sich nicht mehr darauf verlassen, dass ihre Fahrt auch wirklich stattfinden kann. Ein anderes Verkehrsunternehmen mit den Leistungen zu beauftragen, wäre aufgrund der vertraglichen Bindungen, der Frage der Verfügbarkeit und der zu erwartenden Kosten nicht möglich, und auch wegen des allgemeinen Personalmangels keine praktikable Lösung.

Dem NWL ist es in dieser akuten Situation besonders wichtig, dass betroffene Fahrgäste trotz der Einschränkungen ein verlässliches Grundangebot und Reisealternativen über andere Linien sowie den Schienenersatzverkehr mit Bussen nutzen können. Der ausgedünnte Fahrplan ist trotzdem ein massiver Einschnitt. Insgesamt ist er in dieser Situation aber deutlich zuverlässiger. Gleichzeitig kann so auch das vorhandene Personal effizienter eingesetzt werden, um die verbleibenden Mitarbeitenden zu entlasten. Das kommt den zum Teil chronisch überlasteten Mitarbeitenden zugute und verringert den Krankenstand. Auch die S-Bahnen Rhein-Main und Leipzig sowie Regionallinien in Bayern und weitere Verkehrsunternehmen haben aufgrund von Personalmangel bereits zu ähnlichen Maßnahmen greifen müssen.

Beschäftigungsoffensive der Branche

Die aktuelle Situation der Eurobahn im NWL ist ein Beispiel für ein weit verbreitetes Problem in der gesamten Nahverkehrsbranche, das sowohl den Schienen- als auch den Busverkehr betrifft. Laut einer aktuellen Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft ist der Fachkräftemangel in Verkehrsberufen besonders stark angestiegen. Deutschlandweit fehlen 4.000 Lokführer; 45 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Bei Fachkräften in Stellwerken und im Betriebsdienst ist die Lücke sogar um knapp 80 Prozent auf 2.265 fehlende Mitarbeitende angewachsen. Einer der Hauptgründe ist der demographische Wandel: Viele Beschäftigte gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand und müssen ersetzt werden. Gleichzeitig steigt der Personalbedarf durch den Ausbau des Nahverkehrsangebots im Zuge der Mobilitätswende.

Das Problem ist nicht neu – die Lösung braucht allerdings Zeit. Bereits im Jahr 2019 haben sich in Nordrhein-Westfalen verschiedene Akteure der Bahnbranche in der Initiative “Fokus Bahn” zusammengeschlossen. Gemeinsam starteten Aufgabenträger, Eisenbahnverkehrsunternehmen und das Verkehrsministerium eine Beschäftigungsoffensive. Die Initiative umfasst Maßnahmen wie Qualifizierungskurse für Lokführer und Mentorenprogramme, um Azubis und Quereinsteiger für Verkehrsberufe zu gewinnen. Seit dem Start des Programms konnte die Anzahl der ausgebildeten Lokführer jedes Jahr gesteigert werden. Allein in den von Fokus Bahn NRW initiierten Kursen wurden bis 2023 rund 490 neue Fachkräfte qualifiziert.

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Nahverkehr Westfalen-Lippe
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