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27.05.2025
Presse

Vom toten Gleis zur wichtigen Nahverkehrsachse: 20 Jahre Reaktivierung Haller Willem

Im Juni 2005 wurde die Bahnstrecke zwischen Bielefeld und Osnabrück nach jahrelanger Stilllegung wieder für den Schienenpersonennahverkehr reaktiviert. Eine Erfolgsgeschichte: Denn 20 Jahre später ist die als „Haller Willem“ bekannte Verbindung eine wichtige Achse im Regionalverkehr zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Planungen sehen vor, das Angebot perspektivisch weiter auszubauen.

„Der Haller Willem zeigt beispielhaft, was die Reaktivierung stillgelegter oder vorübergehend für den Schienenpersonennahverkehr nicht mehr genutzter Bahnstrecken leisten kann“, sagt Anja Stocksieker, Projektkoordinatorin zur S-Bahn OWL beim Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL). „Die Strecke ist inzwischen das Rückgrat des Nahverkehrs zwischen Bielefeld und Osnabrück und hat für die Anrainerkommunen und die Menschen in der Region eine bessere Anbindung gebracht. Zudem ist sie ein Paradebeispiel für bundesländerübergreifende Zusammenarbeit auf dem Weg zu einer nachhaltigen und modernen Mobilität.“ Der Haller Willem verläuft heute auf einer Länge von knapp 60 Kilometern nahe des Teutoburger Walds von Bielefeld, Halle (Westfalen) und Borgholzhausen bis nach Osnabrück. Täglich nutzen rund 5.000 Fahrgäste die Strecke. Damit haben sich die Fahrgastzahlen im Vergleich zur Anfangszeit mehr als verdreifacht.

Künftig soll der Haller Willem in das geplante Bahnprojekt S-Bahn OWL integriert werden. Ziel dieses Projekts ist ein attraktives und umweltfreundliches Nahverkehrssystem in Ostwestfalen-Lippe – mit kürzeren Reisezeiten, mehr Direktverbindungen und neuen Haltepunkten. Der Haller Willem soll dann im Halbstundentakt zwischen Bielefeld und Osnabrück unterwegs sein. Außerdem sind neue Verknüpfungen zu weiteren Bahnlinien geplant – beispielsweise in Richtung Paderborn. „Die Reaktivierung war erst der Anfang“, so Stocksieker. „Jetzt geht es darum, das Angebot Schritt für Schritt weiter auszubauen und in einem attraktiven Netz zusammenzuführen. Das bedeutet eine bessere, nachhaltige Mobilität und mehr Lebensqualität für die Menschen in der Region.“

Die Bahnstrecke Haller Willem leistete ab ihrer Inbetriebnahme im Jahr 1886 einen entscheidenden Beitrag zum wirtschaftlichen Aufschwung der Region. Sie fungierte über Jahrzehnte hinweg als Transportachse für Bodenschätze zwischen dem Teutoburger Wald und Bielefeld. Die bessere Erreichbarkeit von Städten und Gemeinden entlang der Strecke kurbelte auch den Ausflugsverkehr immer weiter an. Weil der motorisierte Verkehr der Schiene gegen Ende des 20. Jahrhunderts allerdings zunehmend den Rang ablief, wurde der Personenverkehr auf dem Haller Willem ab dem Jahr 1984 schrittweise eingestellt. Erst durch das Engagement zahlreicher Bürgerinnen und Bürger sowie Unterstützung aus der Politik konnte die Bahnlinie schließlich im Jahr 2005 wieder in Betrieb genommen werden.