Ab dem 26. August wird DB Regio auf der Linie RE 82 („Der Leineweber“) vorübergehend Zugfahrten im Auftrag des Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) erbringen. Die Vergabe der Leistungen ist nach erfolgtem Ablauf einer zehntägigen Einspruchsfrist nun rechtskräftig. Bis zum 14. Dezember werden in den nachfragestarken Zeiten täglich sieben Zugfahrten je Richtung zwischen Bielefeld Hbf und Horn-Bad Meinberg auf die Schiene gebracht. Die jeweils letzten Fahrten des Tages beginnen bzw. enden in Altenbeken.
Mit Umsetzung dieser zusätzlichen Maßnahme wird auf dem betreffenden Abschnitt an jedem Tag der Woche ein Zweistundentakt gewährleistet. Die ersten Fahrten starten um 8.35 Uhr in Bielefeld Hbf bzw. 9.31 Uhr in Horn-Bad Meinberg, die Verkehre enden in den Abendstunden. Das Gesamtvolumen des Auftrags beträgt über den Vergabezeitraum von knapp vier Monaten rund 68.000 Zugkilometer, das eingesetzte Zugmaterial bietet Fahrgästen eine Kapazität von 120 Sitzplätzen.
Diese Leistungen werden ergänzend zu denen der Eurobahn erbracht, die auf der RE 82 aktuell vier Fahrten in der nachfragestarken Zeit anbietet: Bielefeld – Horn-Bad Meinberg (Mo-Fr, Abfahrt 06:28 Uhr), Horn-Bad-Meinberg – Bielefeld (Mo-Fr, Abfahrten 06:27 und 07:31 Uhr) sowie Detmold – Bielefeld (Mo-Fr und So, Abfahrt 08:40 Uhr).
Mit dieser verkehrlichen Übergangslösung reagiert der NWL auf die Entscheidung der Eurobahn, ihre Fahrpläne vorübergehend zu reduzieren, um einen möglichst zuverlässigen und stabilen Betrieb sicherzustellen. Hintergrund ist der zunehmende Fachkräftemangel in der gesamten SPNV-Branche, der bei der Eurobahn aktuell besonders angespannt ist. Das Unternehmen plant, das reduzierte Leistungsangebot auf mehreren Linien, unter anderem der RE 82, zunächst bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 beizubehalten.
Der bestehende Verkehrsvertrag mit der Eurobahn gilt weiterhin in vollem Umfang und ist von dieser vorübergehenden Maßnahme nicht betroffen. Um den Betrieb zu stabilisieren, prüft der NWL aktuell weitere Möglichkeiten der vorübergehenden Unterstützung durch andere Eisenbahnverkehrsunternehmen.
NWL-Geschäftsführer Joachim Künzel: „Gerade in Zeiten großer Herausforderungen ist es wichtig, dass die Branche zusammensteht. Wenn nötig, gilt es daher auch, Kapazitäten unternehmensübergreifend zu nutzen. Da DB Regio für einen begrenzten Zeitraum Ressourcen in Ostwestfalen zur Verfügung stellen kann, freuen wir uns, eine Lösung im Sinne der Fahrgäste erzielt zu haben. Gleichzeitig stehen wir weiterhin zu unserem Vertragspartner Eurobahn, um gemeinsam eine dauerhafte, auskömmliche und zuverlässige Perspektive zur Erbringung von Verkehren in Westfalen-Lippe zu sichern.“
„Die Einigung mit der DB Regio ist ein positives Signal in die Region. Wir begrüßen es, dass der NWL unsere Bemühungen und kritischen Stimmen aus dem Kreis Lippe ernst genommen und die Anbindung Detmolds, als größten Wirtschaftsstandort Lippes sowie als Hochschul- und Uniklinik-Standort, zumindest in Teilen wieder sichergestellt hat. Damit verbunden ist auch die Hoffnung, dass das verloren gegangene Vertrauen der Bevölkerung in den Bahnverkehr in Lippe mittelfristig zurückkehrt,“ sind sich Landrat Dr. Axel Lehmann und Verwaltungsvorständin Dr. Ute Röder einig.
Matthias Goeken, Mitglied des Landtags und Vorsitzender der NWL-Verbandsversammlung: „Es ist ein starkes und vertrauensbildendes Signal, dass hier spürbare Verbesserungen in die Tat umgesetzt werden. Auch wenn sich der Fachkräftemangel als Ursache für die angespannte Situation auf der Schiene nicht von heute auf morgen beheben lässt, ist es wichtig, dass wir uns dieser Herausforderung gemeinsam stellen. Für die Fahrgäste ist ein verlässlicher Fahrplan wichtig. Nur so werden wir die Stammkunden halten und darüber hinaus neue Kunden für den SPNV und den gesamten ÖPNV gewinnen können.“
Kurt Kalkreuter, Mitglied der NWL-Verbandsversammlung für den Kreis Lippe: „Die Angebotserweiterung ist ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung. Ich begrüße, dass der NWL der Prüfung von Optimierungsmaßnahmen nun spürbare Taten folgen lässt. Dennoch bleibt die verkehrliche Situation in Lippe weiterhin angespannt. Daher wäre es wünschenswert, wenn weitere Potenziale genutzt würden, um die Lage zu verbessern. Dies sind wir den betroffenen Fahrgästen schuldig.“
Anne Mathieu, Vorsitzende Geschäftsführerin der Eurobahn: „Wir tragen alle Entscheidungen mit, die kurzfristig eine Entspannung der Situation für unsere Fahrgäste bedeuten. Darüber hinaus arbeiten wir gemeinsam mit dem NWL bereits an weiteren Lösungsansätzen, die auch auf anderen Linien temporär Entlastung schaffen könnten. Gleichzeitig bündeln wir alle Kräfte, um unsere Personalsituation so zu verbessern, damit wir möglichst schnell und selbst wieder zum Ursprungsfahrplan zurückkehren.“
„Wir freuen uns, dass wir in dieser Situation helfen und die Mobilität der Fahrgäste in Ostwestfalen unterstützen können. Denn unsere Ausbildungs- und Recruiting-Anstrengungen zeigen Wirkung und die Personallage bei DB Regio NRW ist in Westfalen-Lippe so stabil wie lange nicht mehr “, so der Vorsitzende der Regionalleitung von DB Regio NRW, Frederik Ley.