Insbesondere der branchenweite Personalmangel führt in ganz NRW – und darüber hinaus – dazu, dass Betriebsleistungen nicht mehr im zwischen Besteller und EVU vereinbarten Umfang erbracht werden können. Die Folge: Es kommt zu Zugausfällen, erhöhter Belastung des Personals und zunehmendem Unmut bei den Fahrgästen. In dieser Situation gilt es, tragbare Lösungen zu finden, um trotzdem für ein zuverlässiges Angebot zu sorgen. Dabei geht das Engagement des NWL über die reine Rolle des Aufgabenträgers hinaus: „Wir lassen die Bahnunternehmen nicht im Regen stehen, auch wenn Personalgewinnung Sache der Unternehmen ist. Wir sehen den Handlungsbedarf und setzen mit dem Aktionsprogramm sowie leider notwendigen, vorübergehenden Fahrplanreduzierungen auf gezielte Maßnahmen, um das System Schiene zu stabilisieren“, so Christiane Auffermann, stellvertretende Geschäftsführerin des NWL.
Aktionsprogramme: Gemeinsam konsequent handeln
Mit dem Aktionsprogramm zur Personalgewinnungund dem Betriebsprogramm zur Stabilisierung geht die Bahnbranche gemeinsam einen wichtigen Schritt hin zu mehr Zuverlässigkeit: In diesen beiden eng miteinander verknüpften Programmen bündeln NWL, VRR, go.Rheinland und die EVU in NRW Maßnahmen zur Personalgewinnung und zur Stabilisierung des Betriebs. Ziel ist es, bis Ende 2026 rund 500 Fachkräfte zu qualifizieren, um bestehende Personallücken zu schließen. Mit dem Aktionsprogramm werden in diesem Jahr zusätzliche Qualifizierungsplätze geschaffen, die durch die Aufgabenträger gefördert werden. Dabei bleibt der NWL in engem Austausch mit den EVU: Vereinbarte Zielzahlen und Fortschritte bei Ausbildungszahlen und Qualitätsdaten werden regelmäßig durch ein transparentes Reporting und Controlling überprüft. So soll der SPNV-Betrieb in Westfalen-Lippe nachhaltig stabilisiert werden: gezielt, unternehmensübergreifend und im Sinne der Fahrgäste.
Bis die positiven Auswirkungen des Aktionsprogramms nachhaltig greifen, sind Maßnahmen zur kurzfristigen Stabilisierung gefragt – damit Fahrgäste weiterhin ein möglichst zuverlässiges Angebot nutzen können. Hierfür setzen die Aufgabenträger in NRW auf vorübergehende Fahrplananpassungen: Ein stabiles Grundangebot bleibt dabei in jedem Fall erhalten. Eine gezielte Ausdünnung des Betriebes sorgt für mehr Planbarkeit für die Fahrgäste.
Die gezielten Fahrplanreduzierungen setzen für die Aufgabenträger gleichzeitig die finanziellen Mittel frei, die sie zur Förderung der Personalgewinnung und -qualifizierung nutzen. Denn im Vertragsverhältnis zwischen Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen gilt im Grundsatz, dass nur erbrachte Leistungen bezahlt werden. „Das Geld, das wir so einsparen, investieren wir aktiv zurück ins System, um die Eisenbahnverkehrsunternehmen bei der Personalrekrutierung zu unterstützen. Denn dies trägt dazu bei, die Zuverlässigkeit auf der Schiene langfristig zu stärken“, erklärt Christiane Auffermann.
Was bringt die nahe Zukunft?
Der NWL behält die betriebliche Lage in der Region weiterhin genau im Blick, um möglichst schnell reagieren zu können, falls sich Engpässe abzeichnen – z.B. durch die Übernahme von Leistungen durch andere Eisenbahnverkehrsunternehmen oder durch Busse. Bisherige Erfahrungen zeigen: Das Prinzip greift, weitere Ausdünnungskonzepte sind nach aktuellem Stand zunächst nicht mehr geplant. Mit dem Aktionsprogramm unterstützen die Aufgabenträger die Eisenbahnverkehrsunternehmen bei der schrittweisen Schließung ihrer Personallücken, damit das Fahrtangebot zukünftig wieder normalisiert werden kann und die EVU ihre vertraglich vereinbarten Leistungen in vollem Umfang erbringen: Ziel ist es, bei ausreichender Personalverfügbarkeit den Betrieb nach und nach in einem modularen Verfahren wieder hochzufahren, um bei möglichst geringem Ausfallrisiko einen sicheren Weg zurück zum Normalbetrieb zu ermöglichen.