Nahverkehrsplan

Slider Image

Nahverkehrsplan – Vernetzte Mobilität 2025plus

Was ist ein Nahverkehrsplan?

Der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) ist als Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) verantwortlich. Im Rahmen der Daseinsvorsorge stellt er ein ausreichendes Nahverkehrsangebot sicher. Um vor dem Hintergrund der sich verändernden Mobilitätsbedürfnisse weiterhin einen attraktiven und angemessenen SPNV gewährleisten zu können, wird dieses Angebot im Nahverkehrsplan (NVP) festgelegt.

Der NVP ist ein gesetzlich vorgesehenes Planungsinstrument. Er setzt in der Region Westfalen-Lippe die Standards und Vorgaben für den SPNV aus Regional Express, Regional Bahn und S-Bahn. Diese Kernaufgabe wird mit dem neuen Nahverkehrsplan - Vernetzte Mobilität 2025plus neu interpretiert und erweitert.

Mit dem Nahverkehrsplan - Vernetzte Mobilität 2025plus wird der NWL zu einem Mobilitätsgestalter im Raum Westfalen-Lippe sowie auch grenzüberschreitend mit den benachbarten Regionen. Daher gilt es den SPNV als einen Baustein einer nachhaltigen Mobilität weiter zu entwickeln. Damit verschiebt sich der Fokus des NWL von klassischen SPNV-Aufgaben hin zum Aufbau einer vernetzten Mobilität aus nachhaltigen Mobilitätsangeboten.

Dafür enthält der NVP Zielvorgaben, Prüfaufträge und konkrete Maßnahmenvorschläge, die dazu beitragen sollen, klimafreundliche Mobilität in Westfalen-Lippe noch attraktiver zu gestalten. Mit dem Nahverkehrsplan werden konkrete Anforderungen an Verkehrsangebote und die erforderliche Infrastruktur, aber auch an Qualität, Kommunikation und Information sowie Tarife und Vertriebswege festgelegt, die der NWL in den nächsten Jahren erreichen möchte. Hierzu arbeitet der NWL mit vielen Akteuren aus unterschiedlichen Bereichen zusammen wie zum Beispiel mit benachbarten Aufgabenträgern, Interessenverbänden, Ministerien oder Infrastruktureigentümern.

Was sind unsere Ziele?

Mit der Aufstellung des neuen Nahverkehrsplans - Vernetzte Mobilität 2025plus verfolgt der NWL das Leitbild der Verkehrswende. Ziel ist es, ein zuverlässiges Nahverkehrssystem in Westfalen-Lippe sowie über die Region hinaus zu gestalten und in eine klimafreundliche vernetzte Mobilität zu integrieren. Hierzu gehören vielfältige Maßnahmen auf ganz unterschiedlichen Ebenen, die der NWL selbst angehen kann oder mit den relevanten Partnern weiterverfolgen will:

  • eine Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs auf ein ganzheitliches Angebot aus verschiedenen klimafreundlichen Mobilitätsalternativen
  • eine Mobilität für eine sozialverträgliche Stadt und Quartiersentwicklung
  • der weitere Ausbau der Barrierefreiheit für die gesamte Reisekette
  • die Berücksichtigung des absehbaren Verkehrsbedarfs
  • Identifizierung von Ansätzen zur Verkehrsvermeidung, da der klimafreundlichste Weg immer noch der Weg ist, der nicht erforderlich ist

Erste Ergebnisse aus der öffentlichen Beteiligung zum Nahverkehrsplan

Eine erste öffentliche Beteiligung für den Nahverkehrsplan erfolgte bereits im August und September 2019. An dieser Stelle konnten sich Interessenten (Bürger, Fahrgäste, Vertreter von Verbänden, Organisationen, Unternehmen) an der Erstellung des Nahverkehrsplans und darüber hinaus an einem intermodalen Gesamtsystem direkt beteiligen und ihre eigenen Ideen und Vorschläge einreichen. Innerhalb der zweimonatigen Beteiligungsphase wurden fast 700 Anregungen abgegeben. Alle Anregungen wurden nach sechs Kategorien sortiert und werden nun geprüft. Insgesamt zeigt sich bei den Rückmeldungen ein kleiner Teil in der Kategorie Qualität/Service und Sicherheit (2%). Demgegenüber nehmen drei Kategorien annähernd gleichgroße Anteile mit jeweils über 20% ein: SPNV- und ÖPNV-Angebot, Fahrplan und Anschluss sowie Infrastruktur. Ebenfalls noch relativ stark vertreten ist die Kategorie Tarif, Vertrieb und Fahrgastinformation mit 13%.

Viele Facetten, ein Ziel: Nahverkehr bedarfsgerecht planen

Mobilitätsbedürfnisse ändern sich. Um bereits heute den bedarfsgerechten Nahverkehr von morgen planen zu können, gilt es maßgebliche Themenfelder und relevante Einflussgrößen zu berücksichtigen – von unterschiedlichen Siedlungsstrukturen über den demografischen Wandel bis zu technischen Entwicklungen. Deshalb informiert der NWL an dieser Stelle in regelmäßigen Abständen über Hintergründe und Wissenswertes aus dem NVP-Projekt.

Die Themen

Bewegungsströme im NWL

Die rund 5,6 Millionen Einwohner im Verbandsgebiet des NWL legen an einem durchschnittlichen Werktag (Montag bis Donnerstag) gemittelt 15,3 Millionen Wege ab einer Distanz von zwei Kilometern zurück. Etwa 87% dieser Wege finden innerhalb des NWL-Raums statt, 13% führen die Menschen in benachbarte Regionen. Besonders häufig führen diese Wege in das benachbarte Oberzentrum Dortmund. Dabei sind die Verflechtungen zwischen dem Kreis Unna und der Stadt Dortmund besonders eng: Drei der „Top 5“-Verbindungen aus dem NWL heraus sind Relationen zwischen Städten des Kreises Unna und der angrenzenden Ruhrmetropole.

  • Rang 1: Dortmund – Lünen (56.280 Wege)
  • Rang 3: Dortmund – Schwerte (35.060 Wege)
  • Rang 5: Dortmund – Unna (31.790 Wege)

Bei den Verkehrswegen innerhalb des NWL konzentrieren sich die Bewegungsströme vor allem auf die dort gelegenen sechs Großstädte: Bielefeld, Gütersloh, Hamm, Münster, Paderborn und Siegen. Während die Wegestrukturen in Münster, Paderborn und Siegen vor allem radial (sternförmig) auf die Stadtzentren ausgerichtet sind, weisen die Korridore zwischen Bielefeld und Gütersloh sowie Hamm und Dortmund einen erheblichen Anteil an Wegen auf, die um die Zentren herumführen (Tangentialbewegungen). Abgesehen von den besonders starken Verflechtungen der Großstädte zu ihrem Umland, weisen fünf Relationen mehr als 20.000 Wege pro Tag auf.

Dies sind:

  • Minden – Porta-Westfalica (27.160 Wege)
  • Bad Oeynhausen – Löhne (23.390 Wege)
  • Lemgo – Detmold (24.280 Wege)
  • Iserlohn – Hemer (21.870 Wege)
  • Kamen – Unna (21.260 Wege)

Im Bereich des NWL besteht allerdings auch ein größeres Wegeaufkommen, das nicht mit der Mobilität rund um Großstädte verknüpft ist. Ländliche Siedlungsstrukturen sowie tangentiale Verbindungen mit einem erhöhten Wegeaufkommen außerhalb der Großstädte sind über SPNV-Linien erschlossen - zum Beispiel die Westmünsterland-Bahn (RB 51), die zwischen Dortmund, Gronau und Enschede verkehrt. Die bestehenden Hauptsiedlungsachsen und sogar einige Bahnstrecken lassen sich deutlich anhand der eingezeichneten Wegeströmungen in untenstehender Karte erkennen.

Altersstruktur 2030

Um eine Prognose der Altersstruktur für das Jahr 2030 abzugeben, ist vor allem der demografische Wandel prägend. Dieser zeichnet sich durch zwei parallel verlaufende Entwicklungen aus: Die Bevölkerungszahl nimmt insgesamt ab, während der Anteil der Menschen in der älteren Generation zunimmt. Folge: Die Gesellschaft altert insgesamt stärker, was sich auch auf die Gesamtmobilität einer Region auswirkt.
Aktuell legen Vollzeitbeschäftigte pro Tag und Person im Schnitt 3,6 Wege zurück. In der älteren Generation sind es nur 2,5 Wege. Ebenso verringert sich im Vergleich die durchschnittliche Länge der Wege, um fast 40 Prozent von 16 auf 10 Kilometer. Beide Entwicklungen sind unabhängig vom ökonomischen Status eines Haushalts. Zudem ist der Übergang vom Beruf in die Rente mit einer deutlichen Verschiebung der Fahrtanlässe verbunden. Der Anlass Beruf entfällt im Alter überwiegend. Dafür steigt der Anlass Freizeit signifikant an.*1
Über den gesamten NWL werden diese Entwicklungen allerdings weniger stark ausfallen. Lebten im Jahr 2020 noch 5,64 Millionen Menschen im NWL-Raum, werden es bis zum Jahr 2030 rund 5,61 Millionen Menschen sein. Der Anteil der unter 20-Jähringen wird sich kaum verändern. Deutlichere Verschiebungen ergeben sich perspektivisch aber in der Gruppe der 20- bis 63-Jährigen und der Gruppe ab 64 Jahren.
Von den Top 5-Kommunen mit dem größten prognostizierten Wachstum bis zum Jahr 2030 liegen vier im Bereich Münsterland: Greven (+10%), Altenberge (+10%), Laer (+9%) und Münster (+7%). Am stärksten betroffen von einer sinkenden Bevölkerungszahl werden vor allem die Kommunen im Osten des NWL-Raums an der Grenze zu Niedersachen sein. Unabhängig von der Zu- oder Abnahme der Bevölkerungszahlen in den Kommunen, nimmt der Anteil der älteren Menschen ab 64 Jahren jedoch zu. Hier gibt es größere Übereinstimmungen mit den Regionen, für die ein Rückgang der Bevölkerungszahlen prognostiziert wird.*2

*1 Bundesverkehrsministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2019)
*2 Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen (2020)

 

 

Der NWL – ein ländlicher Raum?

Der NWL erstreckt sich über eine Fläche von rund 19.400 km². Er ist der zweitgrößte Verkehrsverbund in Deutschland. Das Verbandsgebiet grenzt an Niedersachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz, die nordrhein-westfälischen Zweckverbände Nahverkehr Rheinland (NVR) und Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) sowie die niederländischen Provinzen Gelderland und Overijssel. Im NWL leben rund 5,6 Millionen Menschen.
Insgesamt weist der mittlere und nördliche NWL eine höhere Einwohnerdichte auf als der südliche Teil. In einem Korridor zwischen den Städten Siegen und Paderborn sowie der Landesgrenze zu Hessen ist der Raum stark ländlich geprägt mit kleinen Siedlungsgebieten und geringen Einwohnerdichten. Hier gehören überwiegend das Sauerland und Siegerland.
Der NWL zeichnet sich allerdings nicht nur durch ländliche Strukturen wie dem Münsterland, Sauerland und Siegerland aus. Im Verbandgebiet liegen sechs Großstädte ab 100.000 Einwohnern. Davon haben die Städte Bielefeld (334.200 Einwohner) und Münster (315.300 Einwohner) rund 2-mal bis 3-mal so viele Einwohner, wie die weiteren Großstädte Hamm, Paderborn, Siegen und Gütersloh. Weitere Großstädte grenzen direkt an das Verbandsgebiet: Dortmund, Hagen und Osnabrück.
Den NWL zeichnen auch außerhalb der sechs Großstädte Regionen mit einer hohen Einwohnerdichte aus. Hierzu gehören zum Beispiel das Umland der Stadt Bielefeld und die städtischen Strukturen des Ruhrgebiets, die in den Westen des NWL reichen. Hier haben auch die kleineren Kommune eine Einwohnerdichte über dem NWL-weiten Mittelwert von 289 Einwohnern pro Quadratkilometer.