Stationsqualität
Stationsqualität
Aktuell bieten 279 Verkehrsstationen im NWL-Gebiet einen Zugang zum SPNV in Westfalen-Lippe. Die überwiegende Anzahl der Stationen wird durch DB Station&Service betrieben. Der Halt an einer Station wird durch die EVU mit den jeweiligen Stationsbetreibern auf Basis von Infrastrukturnutzungsbedingungen vertraglich vereinbart. Die Einflussmöglichkeiten des NWL auf die Qualität der Verkehrsstationen sind so nur eingeschränkt vorhanden, da kein direktes Vertragsverhältnis mit dem Betreiber besteht.
Dennoch führt der NWL seit 2013 eigene systematische Erhebungen über die Qualität der Stationsinfrastruktur durch. Zwei Mal jährlich bewerten die eigens hierfür geschulten Profitester die Zugangs- und Bahnsteigbereiche der Stationen.
Bei der Bewertung der Qualität sind die drei wesentlichen Kriterien Graffiti, Sauberkeit bzw. Verschmutzung sowie Funktionalität wesentlich. Die Bewertung dieser Kriterien erstreckt sich auf die Bahnsteige und das Gleisbett sowie die Zugangs- und Aufenthaltsbereiche im unmittelbaren Umfeld der Station. Aus den Einzelbewertungen dieser Kriterien wird ein Jahresdurchschnittswert für jede Station ermittelt.
Maßgeblich ist beim Großteil der aufgenommenen Mängel, ob diese längerfristig vorhanden sind und der Betreiber bereits die Gelegenheit hatte, diese zu beseitigen. Nicht beurteilt werden der allgemeine bauliche Zustand einer Station und der Ausbaustand zur Barrierefreiheit. Um Verwerfungen aus dieser Betrachtung auszuschließen, werden Stationen, die ganzjährig umgebaut wurden, aus der Bewertung herausgenommen. Für das Jahr 2022 sind dies die Stationen Bad Sassendorf, Frömern, Lengerich (Westf) und Siegen-Weidenau.
Übersicht
Kriterium Graffiti
Das Aufkommen von Graffitischmierereien hat sich seit vielen Jahren insbesondere in NRW deutlich erhöht. Um dieser in NRW ausgeprägten Entwicklung entgegenzutreten, hat der NWL zu Beginn des Jahres 2022 mit der DB Station&Service AG eine sogenannte „Graffitioffensive“ vereinbart. Die Erfahrungen zeigen, dass für eine nachhaltige Verbesserung der Stationsqualität eine schnelle und kontinuierliche Entfernung von Graffiti entscheidend ist. Dies gilt vor allem an besonderen Schwerpunkten, wo neben Graffiti auch Müll und Vandalismus wiederkehrend ein Problem darstellen und sich gegenseitig verstärken. Im Vergleich zum Jahr 2021 hat sich die Bewertung von Graffitifreiheit an den Zugängen leicht verbessert, wobei an den Bahnsteigen eine leicht negative Entwicklung aufgezeigt wurde.
Kriterium Sauberkeit
Die Sauberkeit der Zugangsbereiche und Bahnsteige wird anhand von leicht zu entfernenden Verschmutzungen bewertet, beispielsweise herumliegender Müll. Neben den Verkehrsflächen, auf denen sich die Reisenden bewegen, wird auch die Sauberkeit des Gleisbettes geprüft. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass es sich bei der Prüfung der Sauberkeit um eine Momentaufnahme des Zustandes der Station durch den Prüfer/die Prüferin handelt, wobei die Zugangsbereiche tendenziell schlechter abschneiden als die Bahnsteige. Die Ergebnisse zeigen auch im Jahr 2022 weiterhin eine überwiegend gute Qualität der Sauberkeit, allerdings mit einer wiederholt negativen Tendenz im Vergleich zum Vorjahr bzw. den Vorjahren. In den Zugangsbereichen, die ziemlich gleich zum Vorjahr bewertet wurden, ist die Sauberkeit der Fahrstühle deutlich schlecht bewertet worden. Den weiteren Paramatern (wie z. Bsp. die Sauberkeit der Beschilderung im Zugangsbereich) wurde eine positive Entwicklung bescheinigt. Bei den Bahnsteigen, die im Vergleich zur Erhebung des Jahres 2021 als etwas unsauberer beurteilt wurden, fällt insbesondere die negative Entwicklung bei der Sauberkeit der Grünanlagen und der Wetterschutzhäuser auf. Leicht positiv hat sich die Sauberkeit der Beschilderung und des Bodens entwickelt.
Kriterium Funktionalität
Die bei der Bewertung der Funktion der Ausstattungselemente im Zugangs- und Bahnsteigbereich festgestellten Mängel umfassen das gesamte Portfolio der Stationsausstattung. Häufig festgestellte Mängel im Zugangsbereich sind defekte Putz- und Fliesenbeläge im Personentunnel und Treppenaufgang sowie eine unzureichende Beleuchtung. Die Erreichbarkeit der Bahnsteige wird vor allem durch defekte Personenaufzüge erschwert. Einschränkungen insbesondere auf dem Bahnsteig treten häufig durch defekte Sitzmöbel, Fahrplanvitrinen, Uhren oder Wetterschutzhäuser sowie durch eine schlecht lesbare Beschilderung und Wegeleitung auf. Die aufgezählten Mängel sind jedoch einzelfallabhängig und lassen daher keine allgemeingültige Tendenz erkennen. Schwach frequentierte Stationen in Ortsrandlage hingegen bilden beim NWL den Schwerpunkt für Vandalismusschäden. Im NWL ist die Funktionalität auch im Jahr 2022 konstant auf einem hohen Niveau bewertet worden. Als besonders positiv ist die Verbesserung bei der Verfügbarkeit der Fahrstühle und der Funktion der Beleuchtung in den Zugangsbereichen zu erwähnen. Negativ hat sich die Bewertung bei den Vitrinen entwickelt, die leider oft Gegenstand von Vandalismus sind.
Stationsmodernisierung
Auch im Jahr 2022 sind wieder umfangreiche Modernisierungs- und Ausbaumaßnahmen an den Stationen begonnen, weitergeführt und abgeschlossen worden, die wesentlich zur Steigerung der Stationsqualität insgesamt, aber auch zur Herstellung eines barrierefreien Zugangs zum SPNV in Westfalen-Lippe im Besonderen beitragen. Für das Jahr 2022 ist als abgeschlossene Modernisierungsmaßnahme insbesondere die Station Sandebeck zu nennen, die innerhalb des Jahres 2022 umfassend modernisiert wurde. Eine Vielzahl weiterer Stationen befinden sich im Umbau.
Gesamtbewertung
Der NWL hat insgesamt 279 Verkehrsstationen, von denen ein Großteil kleine Stationen sind. Für diese Stationen sind manche der Erhebungskriterien, wie zum Beispiel eine Bahnhofsuhr, Sitzgelegenheit oder ein Wetterschutz zwar erwünscht, aber keine zwingende Vorgabe. Die Karte stellt die Gesamtergebnisse der Stationserhebung für das Jahr 2022 sowie umgesetzte oder sich im Bau bzw. in der Planung befindliche Modernisierungsmaßnahmen dar.
In der Gesamtbetrachtung der beiden Wellen der NWL-Stationserhebung 2022 erreichen mit 214 Stationen der überwiegende Anteil (76,7 %) das Prädikat „sehr gut/in Ordnung“. 45 Stationen (16,1 %) wurde eine mittelmäßige Qualität bescheinigt und an 16 Stationen, was 5,7 % aller Stationen entspricht, besteht aus Sicht des NWL besonderer Verbesserungsbedarf. Der Vollständigkeit halber an dieser Stelle noch einmal der Hinweis, dass vier Stationen wegen Umbaumaßnahmen bei der Bewertung nicht berücksichtigt wurden.